Rhein-Neckar Löwen zeigen tolles Gastspiel

Stars zum Anfassen mit Huh- und Olé-Rufen gefeiert

Handball Beeindruckendes 45:21-Gastspiel des Deutschen Meisters Rhein-Neckar-Löwen bei HSG Bannberscheid/Bad Ems in ausverkaufter Halle

Von unseren Redakteuren Stefan Nink und Christoph Gerhards

Montabaur. Als großartiger Gastgeber des erstmaligen Deutschen Handballmeisters Rhein-Neckar-Löwen erwies sich der TuS Bannberscheid. Vor voll besetzten Rängen in der Montabaurer Kreissporthalle kam das in der Mannheimer SAP-Arena beheimatete Starensemble auch ohne seine vier Olympioniken Patrick Groetzki, Hendrik Pekeler, Mads Mensah Larsen und Mikael Appelgren zu einem standesgemäßen 45:21 (21:6)-Erfolg gegen die sich wacker schlagende „HSG Bannberscheid/Bad Ems und friends“. Ebenfalls verzichten mussten die Kurpfälzer auf den vom FC Barcelona zurückgekehrten isländischen Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson (Wadenprobleme) und ihren Cheftrainer Nikolaj Jacobsen (Grippe). Der Kader der Gastgeber platzte indes aus allen Nähten. Die HSG hatte sich nicht nur mit Akteuren der Nachbarn HV Vallendar, TV Mülheim und SV Urmitz, sondern dank guter Kontakte in die Szene auch mit den beiden früheren Nationalspielern Jens Tiedtke und Jan-Olaf Immel verstärkt.

Autogramme und Selfies inklusive

Das erwartungsfrohe Publikum kam voll auf seine Kosten, denn der in Gelb gedresste neue Meister sah die Partie nicht etwa als lästige Pflichtübung an, sondern gab sich ausgesprochen spielfreudig und nach dem Abpfiff auch ungemein volksnah. Stars zum Anfassen und ohne jegliche Allüren – da könnten sich die meisten Kollegen des oft sehr abgehoben daherkommenden großen „Bruders“ Fußball ganz dicke Scheiben abschneiden. In Montabaur wurden nach dem Abpfiff ebenso freundlich wie geduldig Autogrammwünsche erfüllt, kein Selfie war zu viel, und der Plausch mit dem geneigten Fan gehörte wie selbstverständlich dazu. Kurzum: Dieser kurzweilige Abend war eine tolle Demonstration der Attraktivität des Handball-Sports, die Rhein-Neckar-Löwen sowie die tapferen Amateure haben beste Eigenwerbung betrieben.

„Natürlich ist mit dem Titelgewinn ein großer Druck von uns abgefallen“, bekannte der schwedische Nationalspieler Kim Ekdahl du Rietz. Das baumlange skandinavische Rückraum-Ass weiß aber, was sein Team künftig erwartet. „Jetzt sind wir die Gejagten.“

Der TuS Bannberscheid hatte im Verbund mit seinem Partner TV Bad Ems den Höhepunkt im sonst oft eher faden lokalen Sportkalender sehr gut organisiert. Die beiden bestens informierten Hallensprecher Christian Klapthor und Marcel Gläßer animierten die Fans zum bei der Fußball-Europameisterschaft bekannt gewordenen rhythmischen „Island-Klatschen“ (Huh), was nicht nur bei Alexander Petersson, dem wurfgewaltigen schwarzhaarigen Wikinger in Diensten des Meisters, ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Die beiden Spanier im Trikot der Löwen, Gedeon Guardiola und Rafael Baena, der kaum zu haltende 126 Kilogramm schwere Koloss am Kreis, erfreuten sich der Olé-Rufe des Publikums, wenn ihnen wieder mal ein von den Sprechern gefeierter Treffer gelungen war.

Auch kleine Fehler rigoros bestraft

„Einfache Tore erzielen und wenig Fehler machen“, hatte Trainer Klaus Gärtner in Vertretung Jacobsens im Vorfeld der Begegnung gefordert. Seine Profis, die auch mit vielen talentierten Nachwuchskräften angetreten waren, gehorchten und machten den hochmotivierten und sehr engagierten Amateuren schnell deutlich, wie auf gehobenem Niveau selbst klitzekleine technische Fehler binnen weniger Sekunden rigoros bestraft werden. Hier tat sich besonders Marius Steinhauser hervor. Der pfeilschnelle ehemalige Junioren-Nationalspieler mit der Nummer 19 auf seinem Trikot lief einen Tempo-Gegenstoß nach dem anderen und schloss bis auf einen Versuch alle diese Angriffe auch erfolgreich ab. Besonders spektakulär war Steinhausers Flugeinlage à la Bernhard Kempa nach einem präzisen Zuspiel seines Schlussmanns Andreas Palicka, den die Löwen vom dänischen Klub Aalborg Handbold zurück in die Bundesliga geholt haben. „Dieses Tor war allein das Eintrittsgeld wert“, staunte ein begeisterter Zuschauer über die außerordentlichen koordinativen und athletischen Fähigkeiten des vielversprechenden jungen Rechtsaußens. Der frühere Torschützenkönig der A-Jugend-Bundesliga lieferte reihenweise Kostproben seiner großen Qualitäten ab und war nach dem Abpfiff von Autogrammjägern umlagert. Man darf gespannt sein, wie viel Einsatzzeit das Talent in der stärksten Liga der Welt sowie der Champions-League beim amtierenden Deutschen Meister erhalten wird.

Umjubelt wurde natürlich auch jedes einzelne Tor der „HSG and friends“ sowie die zahlreichen starken Paraden der Keeper Simon Stein, Thorsten Schaust und Valentin Inzenhofer, die mit Szenenapplaus bedacht wurden.

Hoher Spaßfaktor

So hatten Organisatoren, Zuschauer und Spieler ihren Beitrag zu einer tollen Atmosphäre mit hohem Spaßfaktor geleistet. Heinz Baldus, der einst vom TuS Bannberscheid den Sprung in die Bundesliga nach Rheinhausen schaffte, seit 1990 in Dormagen lebt und sich den sportlichen Höhepunkt bei seinem Heimatverein nicht entgehen ließ, brachte es auf den Punkt: „Das ist einfach klasse, was Organisationsleiter Peter Keil und sein Team hier auf die Beine gestellt und den Zuschauern geboten haben.“

HSG Bannberscheid/B. Ems - Rhein-Neckar Löwen 21:45

HSG Bannberscheid/Bad Ems & friends: Stein, T. Schaust, Inzenhofer - Max Baldus (2), F. Schaust, Zerwas (4), Schmidt (2), Junker (1), Hering, Schwenzer (1), Langen, Maretic, Pitzen (6), S. Baldus, Matthias Baldus (2), Trebotic (2), Immel, Tiedtke (1).

Rhein-Neckar-Löwen: Palicka, Bauer - Schmid (6), Manaskov (5), Baena (1), Steinhauser (15), Abt (4), Guardiola (2), Petersson (5), Ekdahl du Rietz (2), Keller (2), Bolius (3), Schwarz.

Schiedsrichter: Henning Bargmann (TV Bad Ems) und Daniel Stein (TV Moselweiß).

RZ Rhein-Lahn-Kreis (West) Bad Ems vom Freitag, 12. August 2016

Trainer und Spieler genießen das Erlebnis

Reaktionen Dank an Herbert Mäncher und Peter Keil

Montabaur. Der TuS Bannberscheid hat beim Gastspiel des Deutschen Meisters in Montabaur allerbeste Werbung in eigener Sache betrieben und die große Bühne genutzt, um seinem langjährigen Vorsitzenden und Vereinsmotor Herbert Mäncher während der Pause zu danken und ihm einen Reisegutschein zu überreichen.

Ein ebenso dickes wie verdientes Lob ging auch an Organisationsleiter Peter Keil, der mit seinen Helfern und Sponsoren nicht nur den Zuschauern, sondern auch dem Trainer Hansi Schmidt und den Spielern des Rheinlandligisten HSG Bad Ems/Bannberscheid sowie einigen Akteuren befreundeter Vereine einen sportlichen Höhepunkt beschert hatte.

Wir haben uns nach dem Spiel umgehört und fassen hier die Eindrücke der Beteiligten nach dem 21:45 zusammen.

Hansi Schmidt (HSG-Trainer): Ich bin insgesamt zufrieden mit der Vorstellung unserer Mannschaft. Leider konnten wir im Vorfeld nicht so wie gewünscht miteinander trainieren, mit besserer Abstimmung wäre es noch besser gelaufen. Ich hatte gehofft, dass wir bei den Gegentoren unter 40 bleiben könnten. Das wäre auch möglich gewesen, doch wir haben uns zu viele einfache Ballverluste geleistet und dadurch zu viele Tempogegenstöße kassiert. Mit unserer Ausbeute von 21 Treffern bin ich einverstanden, zumal wir noch weitere gute Chancen herausgespielt haben. Auch mit der Arbeit in der Deckung war ich zufrieden, die drei Torhüter haben sehr gut gehalten.

Simon Stein (Torwart vom HV Vallendar): Das sind schon richtige Kaliber, die da aufs Tor zukommen. Wenn einem gegen solche Topspieler gute Paraden gelingen, ist das ein richtig geiles Gefühl. Die Rhein-Neckar-Löwen sind sehr konzentriert aufgetreten, das ist schon beeindruckend.

Maximilian Baldus (HSG-Spieler): Rein sportlich ist es schon deprimierend, den Stars bei deren Tempogegenstößen immer wieder hinterherzulaufen. Und wenn du vorn den Abschluss suchst, dann wird es gegen die 1,90 oder 1,95 Meter-Riesen im Zentrum schnell dunkel. Aber natürlich hat es riesigen Spaß gemacht, mal gegen den Deutschen Meister zu spielen.

Peter Keil (Organisationsleiter): Der Auftritt der Rhein-Necker-Löwen war sensationell, die Atmosphäre in der Halle einfach klasse.

Jan Olaf Immel (HSG-Gastspieler, Ex-Nationalspieler): Ich fand die Vorstellung der HSG-Mannschaft absolut okay. Das war für die Jungs ein tolles Erlebnis, leider konnte ich ihnen wegen einer kleinen Blockade im Rücken nicht so gut helfen wie gewünscht.

RZ Rhein-Lahn-Kreis (West) Bad Ems vom Freitag, 12. August 2016

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