Einladung zweier B-Jugendlicher zum Auswahltraining

Auswahlspieler dürfen sich präsentieren

Von unserem Mitarbeiter René Weiss

Region. Wer in diesen Tagen Mannschaftssport ausüben möchte ohne einen Verstoß gegen die Corona-Bekämpfungsverordnungen zu begehen, muss unter Einhaltung von Hygiene-Konzepten entweder im Profisport zu Hause sein oder Kaderspieler sein. Letztgenannter Status ermöglicht es den besten rheinland-pfälzischen Handballern des Jahrgangs 2005 (und jünger), zu denen Louis Herbel und Marc Sommer vom TV Bad Ems gehören, am Samstag einen Lehrgang im rheinhessischen Budenheim zu bestreiten. „Das Gefälle, das in einer Mannschaft entsteht, ist uns bewusst, aber nicht zu ändern“, sagt Friedhelm Jakob, Präsident des RLP-Handball e.V., zur aktuellen Situation.

Es sei keine einfache Entscheidung gewesen, ob dieses erste Zusammenkommen seit September nun stattfinden soll oder nicht. Das Präsidium votierte mit 6:1 Stimmen für eine Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs. „Wir haben nach gründlichen Überlegungen auch die Eltern der Spieler befragt und ein klares Ergebnis erhalten. Über 90 Prozent waren für den Re-Start der Aktivitäten. Ohne dieses eindeutige Ergebnis wären wir nicht zu einem weiteren Abwägen übergegangen. Uns war ein Einvernehmen bei der Entscheidung sehr wichtig“, erklärt Rudi Engel, der rheinland-pfälzische Jugendkoordinator und Rheinland-Verbandstrainer. Diese weitergehenden Überlegungen befassten sich im Wesentlichen mit sportlichen Faktoren. „Ausgangspunkt war die Frage, ob wir unsere Spieler mit Blick auf die vom Deutschen Handballbund angesetzten Sichtungen überhaupt vorbereiten können. Eine optimale Vorbereitung durch unsere Trainer war diesmal nicht gegeben, aber wir wollen unseren Talenten nicht die Möglichkeit verwehren, gesichtet zu werden. Jeder hat es verdient, sich präsentieren zu können“, macht Friedhelm Jakob deutlich. Aus einer Videokonferenz weiß Rudi Engel zudem, dass sich deutschlandweit alle anderen Verbands-Auswahlen im Trainingsbetrieb befinden. „Wir wären der einzige nationale Verband gewesen, dessen Auswahl pausiert.“

Ein Nachteil für die Talente aus dem Rheinland, der Pfalz und Rheinhessen ist nicht von der Hand zu weisen. „Unser letzter Verbandlehrgang war im September. Einige Spieler kamen seit März auf zehn Trainings. Die Auswirkungen auf den leistungsbezogenen Sport sind groß, die Schere geht weit auseinander“, sagt Engel.

Für das Training in Budenheim am Samstag hat Verbandstrainer Jan Ludwig 18 Spieler (plus 6 Reservisten) nominiert, von denen zwölf bei der DHB-Sichtung am 24. Februar vorspielen dürfen. Der Handballverband Rheinland ist mit den beiden Bad Emsern Louis Herbel und Marc Sommer sowie Lukas Helf und Fabian Stumpf von JH Mülheim/Urmitz vertreten. „Alle vier haben das Potenzial, es zur DHB-Sichtung zu schaffen. Die spannende Frage ist die der Entwicklung ohne regelmäßiges Training in den vergangenen Monaten“, sagt Rudi Engel.

Das große Ringen um einen Platz im 40er-Kader des DHB bekommt gegenüber dem gewohnten Prozedere ein neues Gesicht. Anstatt im Rahmen einer viertägigen Veranstaltung mit den Besten aus mehreren anderen Verbänden vor den Augen der DHB-Trainer vorzuspielen, kommen vor dem Hintergrund der Corona-Maßnahmen nur noch Spieler von zwei Verbänden an einem Tag zusammen. Die Rheinland-Pfälzer präsentieren sich gemeinsam mit den Saarländern. „Der Vergleich mit stärkeren Landesverbänden war immer sehr interessant. Es könnte in diesem Jahr deshalb schwieriger werden für unsere Spieler, sich in den Vordergrund zu drängen“, glaubt Engel.

Trainingsrückstand, Corona-Pause – das spielt bei der Auswahl durch den DHB keine Rolle. Die Nationaltrainer müssen die Leistungen beurteilen und werden auch in Zeiten der Pandemie die Begleitumstände ausblenden. „Die Trainer werden keine Augen zudrücken“, ist sich Rudi Engel sicher.

Rhein-Lahn-Zeitung Bad Ems vom Donnerstag, 07. Januar 2021

Zurück